Nur wenige Stahlhändler haben in den letzten Jahren ihre Produkte und Leistungen online gestellt. Vereinzelte Webshops bieten B2C ihr Produktsortiment aus dem Stahl-, Edelmetall- und Baustoffbereich vor allem Handwerkern und Endabnehmern an. Es scheint, dass der mittelständische Stahlhandel sich nur zaghaft an die Möglichkeiten von Internet und Clouding herantastet. Dies zeigt auch die aktuelle Diskussion über die Stahlhandelsplattform netzwerk-stahl, bei der mehr die Risiken als die ökonomischen Chancen für den Stahlhandel im Vordergrund stehen.
Wir meinen, dass die Entwicklung zu einer Digitalisierung des Stahlhandels nicht aufzuhalten ist. Das zeigen auch die Entwicklungen in anderen Branchen. Klöckner & Co. scheint hierbei die Vorreiterrolle einnehmen zu wollen. Branchenartikel mit Headlines wie “Klöckner & Co. entdeckt das Internet” oder “Der Stahlriese lernt, wie ein Start-up zu denken” belegen dies. In wenigen Jahren will KCO mehr als die Hälfte seines Umsatzes über das Web abwickeln. Dabei treiben sie die Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette vom Einkauf bis zum Verkauf voran. Überlegungen zu einer digitalen Verlinkung mit der Produktionsplanung und -steuerung der Automotive-Kunden sind dann nicht fern. Dies wird mittelfristig nicht nur die Effizienz der Prozesse und Vorratsbewirtschaftung steigern sowie Kosten einsparen und flexibilisieren, sondern auch die Bindung zu bestehenden Kunden festigen und neue Absatzmöglichkeiten eröffnen.
Hier zeigt sich wieder die disruptive Kraft neuer Ideen, auch in einer konservativen Branche wie der Stahlhandel. Als adäquate Antwort auf die steigende Preistransparenz wird der Stahlhandel auch seine internen Prozesse “digital” aufstellen müssen. Auch die intelligente Nutzung interner wie externer Daten (“Smart Data”) wird frappierende Wettbewerbsvorteile bringen. Dies zeigt bereits das Beispiel der Nutzung von Wetterdaten zur Optimierung der Lagerhaltung für die Bauindustrie.Übrigens: Ein junger Start-up Entrepreneur hat KCO auf diese Idee gebracht.
Die nächsten Jahre werden spannend im Stahlhandel. Der Druck steigt, die alten Geschäftsmodelle neu zu überdenken und zu modernisieren. Zugegeben, hierbei gibt es noch ungeklärte Fragen, auch wie das Ganze finanziert werden kann. Doch der First-Mover wird belohnt.